Einen Winter lang trug der Bildhauer
einen Stein auf seinem Kopf.
Er war einer Karyatide ähnlich, der
gebälktragenden Figur an griechischen
Tempeln. Es war ein verfluchtes
Geschäft für den Bildhauer. Als aber
der Frühling kam, fing der Stein
plötzlich an zu klingen. Er klang wie
eine goldbefiederte Glocke. Das Dunkel
schmolz. Der Stein fing an zu
schweben. Er schwebte und hob wie
ein Flügelpaar den Bildhauer empor.
(Hans Arp: Unsern täglichen Traum.
Zürich, 1955)